Das Junge Landestheater Bayern ist 1998 aus der Sparte für Kinder- und Jugendtheater am Staatstheater Nürnberg hervorgegangen. Seit über 25 Jahren realisiert das JLTB nun Projekte, um junge Menschen außerhalb der städtischen Ballungsgebiete für die Theaterkunst zu begeistern.
Neben dem Erarbeiten und Zeigen von professionellen Inszenierungen für das Jugendpublikum, in denen wir inhaltlich gerne aktuell relevante, gesellschaftliche Themen aufgreifen, dabei aber auch poetische Bezüge zu klassischer und moderner Theater- und Romanliteratur herstellen, haben wir ein breites Spektrum an zusätzlichen kulturpädagogischen Angeboten entwickelt.
Angesichts der chronischen und aktuell aufgebrochenen Formen von Polarisierung und Gewalt sehen wir als Kulturschaffende klare Aufgaben, in unserem Feld der Möglichkeiten des Theaters und der interkulturellen, inklusiven und intergenerationalen Bildung.
Die Etablierung und der organische Ausbau unserer dauerhaften Spiel- und Wirkungsstätte zwischen den Landkreisen Mühldorf am Inn und Altötting ermöglicht durch das Auswählen, Erarbeiten und Zeigen relevanter Stoffe sowie Partizipationsangeboten für junge Menschen ein wachsendes Erkennen und Schätzen des gesellschaftlichen Stellenwertes einer solchen kulturellen Einrichtung - gerade wenn die Zusammensetzung der Gemeinschaft und die Hintergründe ihrer Mitglieder komplexer werden: Theater ist ein von Menschen aller Kulturen geschaffenes wunderbares Mittel uns selbst, unsere Mitmenschen und das Leben zu ergründen und besser zu verstehen und von jeher darauf ausgelegt Prozesse zu reflektieren, aufzubrechen, zu verdauen und zu neuen, hilfreicheren Entwürfen zu kommen. Dieser weltweit gemeinsame Nenner, der vom direkten Kontakt und dem gemeinsamen Erleben geprägt ist, macht das Theater zu einem prädestinierten Ort für interkulturelles, intergenerationales und inklusives Lernen und ist eine vielfältige Plattform für umfassende Beschäftigung mit gegenwärtigen Anforderungen an den einzelnen und die Gemeinschaft. Die lebendige Struktur ist ein Antidot gegen Polarisierung und Ausgrenzung und kann in der gebotenen Dringlichkeit in pluraler Gemeinschaft und kreativ nach neuen Lösungen für unser Zusammenleben und die Beziehung zu unserem Planeten suchen.
Tiefer in Geschichte(n) eintauchen, sie zu vergegenwärtigen, zu spüren was sie in einem auslösen und damit zu arbeiten ist ein Versuch nachhaltiger Friedens- und Befriedungs-Arbeit um den Wiederholungszwang von Gewalt und ethischen Übergriffen von Menschen an Menschen zu unterbrechen - unbewältigte, verdrängte, unbewussten Traumata unserer Vorfahren als komplexe Ursachen unserer aktuellen persönlichen und globalen Konflikte rücken auch durch die Forschungsergebnisse der Humanwissenschaften mehr und mehr ins kollektive Bewusstsein und das Berücksichtigen und praktische Anwenden dieser Erkenntnisse könnten eine echte Chance sein für Transformationsprozesse.
Neben dem Zeigen von professionellen Inszenierungen mit relevanten Themen für das Jugendpublikum und dem Etablieren des Theaters als Ort für das gemeinsame kulturelle Erleben ermöglichen unsere kulturpädagogischen Angebote in unterschiedlicher Weise das weitere Reflektieren der Inhalte, geben den Raum vertiefend zu arbeiten und haben die Stärkung der eigenen Kraft, Beteiligung und Kreativität junger Menschen zum Ziel. Hierbei nutzen wir auch die Ausbildungs-Werkzeuge der Schauspielkunst im tiefen Sinne für die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und das interdisziplinäre Zusammenspiel der unterschiedlichen Abteilungen im Theater nebst Kooperationen mit anderen Institutionen oder Projekten im Sinne der sozialen Plastik.
Unsere drei großen Arbeits-Bereiche stimulieren und befördern sich gegenseitig: die Hauptinszenierung, welche zum Jahresthema entsteht und dann im Theaterhaus von den Schulen und der Öffentlichkeit besucht wird, die Klassenzimmer-/Foyer-Produktion welche die SchülerInnen in einer intimeren Gruppe direkt in den Zusammenhang der Themen bringt und dann noch den Bereich der kultur-/theaterpädagogischen und therapeutischen Projekte, welche in unterschiedlichen, zum Teil bereits bestehenden Formen, wie Theater AGs und Praxis-Seminaren, entstehen oder neue Ideen verwirklichen und Kooperationen bilden.